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"Seelische Gesundheit  zum Dauerthema machen"

Termin bei der Kanzlerin fürs Münchner Bündnis gegen Depression

Soziales
Montag, 28.09.2015, 12 Uhr

Das Projekt „Netzwerk Seelische Gesundheit“ kam beim bundesweiten Wettbewerb "startsocial – Hilfe für Helfer“ unter die 25 besten Stipendiatenprojekte. Als Schirmherrin dieses Wettbewerbs empfing Bundeskanzlerin Angela Merkel den Bündnis-Vorsitzenden Dr. Joachim Hein und die Geschäftsführerin Stephanie Kramer. Das Bezirksblatt befragte die beiden zu ihrer Teilnahme am Wettbewerb „startsocial“ und zur Münchner Woche für Seelische Gesundheit im Oktober 2015

Wie kam es zu der Idee für das „Netzwerk Seelische Gesundheit“?
Dr. Joachim Hein: Wir haben uns gefragt, wie wir aus der „Woche für Seelische Gesundheit“ etwas Nachhaltigeres schaffen können, etwas das 24 Monate aktuell bleibt. So entstand die Projektidee zum „Netzwerk Seelische Gesundheit“, die neben der „Woche für Seelische Gesundheit“ einen Zwei-Jahres-Aktionsplan „Seelische Gesundheit“ und eine Erweiterung unseres aktuellen Internetauftritts mit ganzjährigem Veranstaltungskalender und Wegweiser für Betroffene und Angehörige beinhaltet. ,

Können Sie uns ein Beispiel dafür nennen?
Hein: Dieses Jahr lautet das Thema Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Um möglichst viele Schülerinnen und Schüler zu erreichen, könnten innerhalb des „Netzwerk Seelische Gesundheit“ an Schulen in München und Oberbayern Schulprojekte wie das von BASTA* umgesetzt werden.

Wodurch soll sich das „Netzwerk Seelische Gesundheit“ von der Arbeit des Bündnis gegen Depression unterscheiden?
Hein: Beim Bündnis haben wir uns mit Depression als die häufigste psychische Erkrankung ausgesucht. Das „Netzwerk Seelische Gesundheit“ schließt alle Erkrankungen mit ein, und wir können positiv kommunizieren, weil wir für – und nicht gegen – etwas sind.

Wie wollen Sie die Netzwerkpflege gestalten?
Hein: Durch unsere Arbeit haben wir bereits gute Kontakte zu vielen Betroffenen, Angehörigen und Experten aus der Versorgung. Ein gutes Standing in der Szene ist die Voraussetzung für erfolgreiche Netzwerkarbeit. Sie erfordert jedoch viel Zeit und dafür müssten Ressourcen geschaffen werden.

Frau Kramer, was ist für Sie der Höhepunkt der diesjährigen Woche für Seelische Gesundheit?
Stephanie Kramer: Es gibt viele tolle Veranstaltungen, aber die Münchner Messe Seelische Gesundheit am 11. Oktober im Gasteig ist sicher das größte Event. Es werden über 50 Aussteller dabei sein. Zu den Info-Ständen gibt es ein buntes Programm auf der offenen Bühne. Und es gibt Angebote, die die Messebesucher zum Mitmachen einladen. Sie können zum Beispiel einen Koffer für seelische Krisen packen. Zum anderen gibt es im Vortragssaal der Bibliothek den ganzen Tag über Vorträge zum Thema.

Wie kam es zum diesjährigen Schwerpunkt „Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene?
Kramer: Statistisch gesehen entwickelt jedes fünfte Kind im Laufe seiner Kindheit psychische Auffälligkeiten. Gleichzeitig erleben wir, dass die Scham der Eltern tatsächlich sehr groß ist und sie sich fragen, ob sie Schuld sind an der Erkrankung ihrer Kinder. Deshalb ist es wichtig, das Thema seelische Gesundheit von Anfang an zu thematisieren und auch Kinder und Jugendliche zu ermutigen, darüber zu sprechen.

Gibt es schon eine Idee für die nächste Woche 2017?
Kramer:
Ja, wir überlegen, Migration & Flüchtlinge als Schwerpunktthema zu wählen. Während der Vorbereitungen für die diesjährige WSG ist vielfach der Wunsch geäußert worden, dieses Thema aufzugreifen. Im Moment kommen viele Flüchtlinge bei uns an. Meist fehlt aber die Zeit, sich um die seelischen Belastungen dieser Menschen ausreichend zu kümmern.

Das Bündnis gegen Depression nimmt am EX-IN-Projekt des Bezirk Oberbayerns mit einer EX-IN-Stelle teil. Ist eine zweite Stelle geplant?
Kramer: Der Bedarf wäre da. Die hervorragende Arbeit mit und von Frau Dr. Karolina De Valerio zeigt, dass das Bündnis sehr davon profitiert, wenn wir Erfahrungswissen mit einbeziehen, sei es an Infoständen oder bei Vorträgen und Veranstaltungen. Im Moment ist die bestehende EX-IN-Stelle nur noch bis Jahresende gesichert. Wir bemühen uns beim Bezirk Oberbayern um eine langfristige Finanzierung.

Was würden Sie sich für die Zukunft vom Bezirk Oberbayern wünschen?
Hein: Ich würde mir beim Bezirk noch etwas mehr Mut für unsere Projektideen wünschen, auch wenn diese so nicht in den Sozialgesetzbüchern stehen. Diese sind neben dem „Netzwerk Seelische Gesundheit“ eine „Oberbayerische Woche für Seelische Gesundheit“ und ein Oberbayerisches Bündnis gegen Depression.

Terminhinweis: 5. Woche für Seelische Gesundheit
  

Zeitraum: 8. – 16.10.2015
  

Schwerpunkt: Kinder, Jugendliche & junge Erwachsene „Seelisch gesund (auf-)wachsen“
Weitere Themen: Betroffene & Angehörige, Migration & Flüchtlinge, Arbeitswelt, Senioren, Sucht

Über 150 Veranstaltungen

Empfehlung: Münchner Messe Seelische Gesundheit am 11.10. im Gasteig

Teilnahme des kbo: Tag der Offenen Tür im kbo-Heckscher-Klinikum am 10.10., und viele Angebote vom kbo Isar-Amper-Klinikum

Programm unter: www.woche-seelische-gesundheit.de

 

Münchner Bündnis gegen Depression
 
Gegründet:
2008
Geschäftsführerin: Stephanie Kramer
Vorstandsvorsitzender: Dr. med. Joachim Hein
Betätigungsfeld: Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Depression, Fortbildungen, Angebote für Betroffene und Angehörige, Organisation der Münchner Woche für Seelische Gesundheit

 


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