Inhalt

Dialogreihe "Alpenflüsse - Gestern.Heute.Morgen?"

Oberlauf der Ammer im Nebel
Foto: Werner Schubert © Werner Schubert

Der Bezirk Oberbayern hat das Hotspot-Projekt "Alpenflusslandschaften" von 2015 bis 2019 mit einer Dialogreihe begleitet. Dazu hat er jährlich einmal zu einem Treffen im Zentrum für Umwelt und Kultur Benediktbeuern (ZUK) eingeladen. Der Bezirk wollte damit Raum geben für den Austausch der Beteiligten an den unterschiedlichen Hotspot-Teilprojekten

Zugleich hat er – von der Landwirtschaft über den Tourismus bis hin zu Naturschutz und Energiewirtschaft – Menschen mit unterschiedlichen Nutzungsinteressen an den Alpenflüssen miteinander ins Gespräch gebracht. Die Philosophie dahinter: Der Schutz der Alpenflusslandschaften kann nur im Dialog gelingen.

Alle fünf Veranstaltungen hat der Bezirk in Kooperation mit dem ZUK und den Verbundpartnern des Gesamtprojekts organisiert.

Dialog 1 (2015)

Wie sollen unsere Alpenflüsse in der Zukunft aussehen? Wie kommen wir zu gemeinsam getragenen Lösungen? Um diese Fragen ging es beim Auftakt der Dialogreihe des Bezirk Oberbayern. Es referierten und diskutierten: der Forscher, Autor und Lechexperte Dr. Eberhard Pfeuffer; Christian Wanger vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz; Prof. Dr. Michael Reich vom Institut für Umweltplanung der Leibniz Universität Hannover; der Sprecher des Bundesvorstands des Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e. V. und Milchbauer, Hans Foldenauer; die damalige Regionalbischöfin von München und Oberbayern, Susanne Breit-Keßler; der Geschäftsführer der Bayern Tourismus Marketing GmbH, Dr. Martin Spantig, sowie Pater Karl Geißinger, Leiter des Zentrums für Umwelt und Kultur Benediktbeuern.

Dialog 2 (2016)

"Perspektiven für die Zukunft" stand als Motto über dem zweiten Dialog. Nach einem einführenden Vortrag des Landschaftsökologen und Flussspezialisten Alfred Ringler ging es bereits um konkrete Ziele. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten an Themeninseln Strategien und Leitbilder für die weitere Entwicklung der vier Alpenflüsse Isar, Loisach, Ammer und Lech. Es moderierte Wolfgang Suske, Fachmann für Projektmanagement und -entwicklung im Bereich Naturschutz, ländlicher Raum und Soziales.

Dialog 3 (2017)

Der dritte Dialog  hatte die Dynamik der Alpenflüsse zum Thema. Der koordinierende Hotspot-Projektleiter Dr. Wolfgang Hug vom WWF stellte die Broschüre „Alles im Fluss“ vor. Sie zeigt für jeden Alpenfluss fünf in Arbeitsgruppen entstandene Projektideen auf. So sollen beispielsweise am Lech technische Lösungen gefunden werden, damit Fische wieder flussauf- und flussabwärts wandern können. An der Ammer sollen alte Flussschleifen wieder angebunden werden. Die intensive Freizeitnutzung an der Isar soll durch Kooperationen von Naturschutz- und Tourismusvereinen und durch ökologische Ausbildungsprogramme in positive Bahnen geleitet werden. Und an der Loisach hat man sich unter anderem zum Ziel gesetzt, Auwald-Reste zu verbreitern sowie Moore und Streuwiesen zu entbuschen. In Fachvorträgen plädierten Dr. Christine Margraf, Artenschutzreferentin Bund Naturschutz Bayern, für das Nicht-Eingreifen in die natürlichen Prozesse von Ökosystemen. Dr. Luise Schratt-Ehrendorfer vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung an der Universität Wien fügte in ihrem Vortrag hinzu, dass Flusssysteme auch aktiv dynamisiert werden sollten.

Dialog 4 (2018)

Unter dem Titel "Alpenflüsse mit Profil" ging es beim vierten Dialog um die Fragen "Welche Strukturen braucht der Fluss?“ und „Welche Hindernisse hemmen die Entwicklung?“ Claus Kumutat, Präsident des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU), stellte Maßnahmen und Programme des LfU vor, bei denen es um den "Schutz vor Wasser“ im Gegensatz zum „Schutz der Gewässer“ geht . Prof. Albert Göttle, Präsident des Landesfischereiverbands Bayern, sprach darüber, wie sich fehlendes Geschiebe und die Eintiefung des Flussbetts auf das Leben der Fische in den Flüssen auswirken. Er plädierte dafür, den Gewässern die Natürlichkeit zurückgeben – etwa durch akzeptierte Uferabbrüche oder dem Belassen von Totholz im Wasser. Ähnlich äußerte sich in seinem Vortrag auch der Leiter der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern, Dr. Bernhard Gum.  Er erläuterte, dass die Bestände der wichtigsten Fischarten in Ammer und oberer Isar – trotz Artenvielfalt – niedrig seien und stellte Möglichkeiten für eine Renaturierung der Gewässer vor. Es moderierte Dr. Georg Bayerle von der Bergsteigerredaktion des Bayerischen Rundfunks.

Dialog 5 (2019)

„Alpenflüsse brauchen Allianzen“ war der Titel des letzten Dialogs, der mit einem Blick auf die Situation der Flüsse in zwei anderen Alpenregionen begann: Der Naturschützer Helmut Friedle berichtete vom "langen Kampf" um den Erhalt des "wilden Tiroler Lechs". Über das Flussmanagement am slowenischen Alpenfluss Soča sprach der Experte für Umwelt- und Nachhaltigkeitspolitik, Jernej Stritih. Im Mittelpunkte der Veranstaltung standen rückblickend die Fragen: "Wo sind Allianzen gelungen? Was sind die Schlüssel zum Erfolg? Was sollte in Zukunft noch besser gelingen? 
Als Erfolg habe sich, so berichteten die Projekt-Verantwortlichen, unter anderem der gemeinsam vom Bund Naturschutz und dem Bayerischen Bauernverband veranstaltete „Landwirtschaftstag“ erwiesen. Dieser habe zum Dialog zwischen den verschiedenen Gruppierungen beigetragen. Unter den Maßnahmen an der Isar wurde exemplarisch die erfolgreiche Beweidung der Auen durch Gebirgsziegen vorgestellt. Eine Allianz aus Naturschützern und Fischern sowie einem Stromversorgungsunternehmen und dem Wasserwirtschaftsamt Weilheim bewies bei der Erneuerung einer Kiesbank im Lech, dass verschiedene Interessensgruppen im Sinne der Alpenflüsse konstruktiv zusammenarbeiten können.