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EX-IN-Genesungsbegleitung

EX-IN ist die Abkürzung für „Experienced Involvement“ und heißt wörtlich übersetzt „Beteiligung Erfahrener“. Gemeint ist damit die Einbeziehung von Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung in die praktische Arbeit von Einrichtungen und Kliniken – mit dem Ziel, Menschen in akuten seelischen Krisen mit Expertenwissen zu unterstützen. Die EX-Kräfte heißen deshalb auch Genesungsbegleiter, Experten in eigener Sache oder Peer-Begleiter.

Der Bezirk Oberbayern hat in einem erfolgreich abgeschlossenen Modellprojekt diesen neuen Ansatz der Hilfe für Menschen in seelischer Not erprobt. Seit Anfang 2015 können alle Sozialpsychiatrischen Dienste (SpDi) in Oberbayern EX-IN-Genesungsbegleiter beschäftigen. Der Einsatz von Genesungsbegleitern bringt viele Vorteile: Sie unterstützen mit ihrem Expertenwissen zum einen Menschen mit psychischen Erkrankungen. Zum anderen tragen sie in den multiprofessionellen Teams der Dienste zu einer veränderten Wahrnehmung von psychischen Erkrankungen bei.

Zu Experten in eigener Sache können sich Psychiatrie-Erfahrene im Rahmen von zertifizierten EX-IN-Kursen weiterbilden lassen. Es handelt sich dabei um eine einjährige Ausbildung in 12 Modulen, die jeweils am Wochenende stattfinden. Weitere Informationen zu den Kursen gibt es bei der Trialogischen Arbeitsgemeinschaft EX-IN Bayern (TAG) unter www.ex-in-by.de. Nach ihrer Ausbildung können die Genesungsbegleiter in psychiatrischen Einrichtungen meist auf 450-Euro-Basis arbeiten. Die Arbeitszeit soll höchstens zehn Stunden pro Woche betragen. Deshalb ist EX-IN auch eine Möglichkeit zur Rückkehr ins Arbeitsleben und ein Instrument der Inklusion. Die Trialogische Arbeitsgemeinschaft Bayern wurde wegen ihres Engagements für die EX-IN-Ausbildung vom Bezirk Oberbayern im Rahmen des Inklusionspreises 2014 mit einer Anerkennung gewürdigt.

Modellprojekt

Im Rahmen des Modellprojekts hat der Bezirk Oberbayern ab 2013 EX-IN in sechs verschiedenen Diensten erprobt. Projektpartner waren je ein Sozialpsychiatrischer Dienst der Inneren Mission München im städtischen Umfeld (SpDi Neuhausen) und in einer ländlich geprägten Region (SpDi Ebersberg), die Caritas-Tagesstätte Jedermann in Unterschleißheim, das Münchner Bündnis gegen Depression, ein Brückenteam des kbo-Sozialpsychiatrischen Zentrums Oberbayern an der Schnittstelle von der stationären zur ambulanten Versorgung sowie eine Akutstation des kbo-Isar-Amper-Klinikums München-Ost. Die Hochschule München hat das Projekt von 2013 bis Ende 2014 wissenschaftlich begleitet.

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