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Sozial-integrativer Gemeinschaftsraum Westliche Ringstraße Ingolstadt mit Inklusionspreis ausgezeichnet

München, den Datum: 11.12.2012

Das Projekt stärkt das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung

 
Der Bezirk Oberbayern zeichnet den sozial-integrativen Gemeinschaftsraum der Caritas-Wohnanlage Westliche Ringstraße 24 in Ingolstadt mit dem Inklusionspreis 2012 aus. Das Projekt leistet laut der Jury einen bedeutsamen Beitrag zu einer »Kultur des Miteinanders von Menschen mit und ohne Behinderung«.
 
Doris, Michael und Patrick lassen sich auf das ausladende signalrote Sofa plumpsen. Noch dominiert die Sitzgruppe im Stil der 1970er-Jahre den kargen Kellerraum. An den Wänden hängen selbstgemalte Bilder; Möbel gibt es sonst keine. Wohnlich? Das fühlt sich anders an. „Unser Raum sieht noch nicht so gut aus“, seufzt Michael, „da muss was gemacht werden.“ Doris und Patrick nicken eifrig. „Ja“, sagt Patrick. „Dieser Raum ist so wichtig für uns: Hier feiern wir, hier reden wir und hier können wir auch unser Herz ausschütten.“
 
Doris Patz und Patrick Immler sind Mieter, Michael Rass ist Mietersprecher der Wohnanlage für Menschen mit Behinderung – Ingolstadt, Westliche Ringstraße 24. Der Raum mit dem roten Sofa liegt im Souterrain. Obwohl er alles andere als wohnlich ist, wurde er bereits prämiert. Der geplante sozial-integrative Gemeinschaftsraum ist einer der beiden Sieger des ersten Inklusionspreises 2012 des Bezirks Oberbayern. Das Projekt leiste „einen bedeutsamen Beitrag zu einer Kultur des Miteinanders von Menschen mit und ohne Behinderung“, heißt es in der Begründung des Preisgerichts. Und weiter: „Die Jury sieht darin einen Ansporn für die Zukunft diesen inklusiven Weg weiter zu beschreiten.“
 
In der Westlichen Ringstraße 24 hat das Caritas-Zentrum St. Vinzenz 2009 zwei schicke Appartementhäuser errichtet: lichtdurchflutete Wohnungen, helle Treppenhäuser, fröhliche Farben, Balkons, kleine Gärten und besagter Kellerraum. In den 18 behindertengerechten Wohnungen leben unter anderem elf Menschen mit Assistenzbedarf, die vom Bezirk Oberbayern im Rahmen des ambulant betreuten Wohnens unterstützt werden. Weitere Wohnungen sind an Senioren, Langzeitarbeitslose, eine alleinerziehende Mutter und Personen mit Reha-Bedarf vermietet.
Die beiden Appartementhäuser befinden sich in 1a-Lage – Filetstück, sagen Immobilienberater dazu. Das alte Westviertel ist die teuerste Wohngegend in Ingolstadt. Architekten, Ärzte, Audi-Manager residieren hier in feinen Villen. Dass sich eine Wohnanlage für Menschen mit Behinderung in unmittelbarer Nachbarschaft befindet und noch dazu gut ins Viertel integriert ist, scheint eher ungewöhnlich.
 
So nimmt es nicht wunder, dass es anfangs starke Vorbehalte gegen das Behinderten-Wohnen gab. Vor allem die Furcht vor einem unansehnlichen Betonklotz trieb die Leute um. Die Ängste ließen sich aber laut Caritas-Projektleiter Markus Pflüger nach dem gegenseitigen  Kennenlernen rasch ausräumen. Gebrochen ist das Eis übrigens bei einer Unterschriftensammlung einiger Nachbarn gegen den Durchgangsverkehr.
 
„Für uns war der Erwerb dieses Grundstücks ein Glücksfall“, resümiert Pflüger. „Das Projekt ist ein gelungener Wurf für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Leben der Gemeinschaft.“ Die Anlage sei ein Musterbeispiel, um den Inklusionsgedanken in die Gesellschaft hineinzutragen. Die Erfahrungen der Bewohner bestätigen dies. „Ich habe mich mit einer Nachbarsfamilie angefreundet“, erzählt Patrick. Der junge Mann ist seit drei Jahren in der Westlichen Ringstraße zuhause. „Ich gehe oft rüber – auch mit meinen Problemen. Diese Familie hilft mir,  wo es geht.“
 
Das Projekt ihres sozial-integrativen Gemeinschaftsraums soll die Hausgemeinschaft noch enger verbinden. Geplant sei „kein Teestüberl, wie sich Sozialpädagogen das klassisch vorstellen“, sagt Projektleiter Pflüger mit einem selbstironischen Augenzwinkern. Die Vision ist, dass sich Menschen mit und ohne Behinderung dort treffen und gemeinschaftlich Freizeit gestalten – ein ambitioniertes Ziel, das weiß auch Pflüger. 

Als nächstes wollen die Bewohner eine Küchenzeile einbauen, Esstisch und Sitzecke aufstellen, Bilder an die Wand hängen, eine Musikanlage anschließen. Das Preisgeld in Höhe von 2000 Euro ist dafür eine willkommene Starthilfe.  „Alle dürfen ihre Ideen einbringen“, erklärt Mietersprecher Michael. Und Doris sagt: „Ich freue mich auf das gemeinsame Kochen und das Reden.“ Ganz wichtig sei, „dass wir den Raum selbst verwalten können und mitgestalten dürfen, wie er aussehen soll.“ Und deshalb sind sich auch alle einig: Das rote Sofa bleibt.
 
Inklusionspreis_Caritas-Zentrum St. Vinzenz
Miteinander Reden, Kochen und Feiern werden die Bewohnerinnen und Bewohner der Wohnanlage Westliche Ringstraße 24 in Ingolstadt in ihrem sozial-integrativen Gemeinschaftsraum. Das Projekt soll das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung stärken.
 
Bewohner
Bewohner der Wohnanlage Westliche Ringstraße
 
kurz vor der Preisverleihung
Foto: Wolfgang Englmaier © Bezirk Oberbayern
Vertreter des Projektes kurz vor der Preisverleihung
 
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